November 2023
Am 13. und 14. Oktober 2023 fand die erste Praxiswerkstatt des Projektverbundes Erbe89 der zweiten Projektphase statt. Unter dem Titel „Transitions: Umbrucherfahrungen zwischen damals und heute“ kamen pädagogisch Tätige der außerschulischen DDR-Vermittlungsarbeit sowie aus Kunst und Kultur im weltecho in Chemnitz zusammen. Die Teilnehmenden tauschten sich darüber aus, wie die Nachwendezeit in die Vermittlungsarbeit eingebunden werden kann, welche Aspekte für die Jugendbildung besonders relevant sind, wie diese Themen erschlossen und für Bildungsvorhaben genutzt werden können. Theoretische Impulse kamen dazu von Juliane Tomann und Greta Hartmann. Juliane Tomann konzentrierte sich in ihrem Vortrag besonders auf Wege der kooperativen Wissensgenerierung, bei der das Erfahrungswissen möglichst vieler Menschen eingebunden wird. Greta Hartmann lud zum Format Umbruchserfahrungen im Gespräch ein: In diesem Rahmen gab sie u.a. Einblicke in von ihr geführte biografische Interviews. Die Filmvorfühung (k)einheit–Wie die Gen Z über den Osten denkt, rahmte die Ausführungen von Hartmann.
Kooperationspartner der Werkstatt war das Festival Der Rahmen ist Programm. Frauke Wetzel, Initiatorin des Festivals, stellte die Arbeit von neue unentd_ckte narrative vor: Das Projekt produzierte u.a. den interaktiven Comic Glasfäden. Aus dem Osten in den Osten über die Geschichte vietnamesischer Vertragsarbeiter:innen. Die Kooperation ermöglichte es den Teilnehmenden zudem das Figurentheaterstück So glücklich, dass du Angst bekommst - Geschichten von Chemnitzer Frauen aus Vietnam zu sehen. Ein Teil der Werkstatt fand darüber hinaus im Open Space Chemnitz statt, in dem die Sound-Installation ama bal | but honey | aber honig den Teilnehmenden eine akustische Vorstellung davon verschaffte, wie die Mikrofonschaltung im Gerichtssaal die Redeordnung im NSU-Prozess bestimmte. Die Installation griff damit Fragen auf, die sich im Rahmen der gerichtlichen Aufarbeitung der NSU-Verbrechen gesamtgesellschaftlich stellen: Wer darf sprechen und wer muss stumm bleiben?
Besonderer Dank gilt Frauke Wetzel, die den Teilnehmenden u.a. Einblicke in die jüngste Vergangenheit von Chemnitz gab. Sie lotste durch die Stadt und erschloss so interessante und inspirierende Orte, die der Werkstatt den Raum für intensiven Austausch boten. Neben den bereits genannten Programmpunkten gab es auf diese Weise die Möglichkeit für kollegiale Beratung über derzeit bestehende Herausforderungen der pädagogischen Arbeit und informelle Gespräche in den Pausen in toller Atmosphäre.